«Pro-Péine» sind einfach unermüdlich und irgendwie hat die Band viel mit «Motörhead» oder «AC/DC» gemein. Nicht musikalisch, aber auch bei «Pro-Péine» weiss man bei jedem Album schon vor dem ersten Hören ziemlich genau, was einen erwartet. So behaupten böse Zungen gerne, dass es im Prinzip vollkommen ausreicht ein Album der New Yorker in seiner Sammlung zu haben. Diese Behauptung entbehrt wie bei «Motörhead» und «AC/DC» nicht einer gewissen Wahrheit, denn auch auf «Voice Of Rebellion», dem inzwischen fünfzehnten Album der Band, sind die Veränderungen erneut nur marginal wahrnehmbar. Während Kritiker gerne den angeblichen Stillstand der Truppe bemängeln, so kann man dieses scheinbare Manko auch umgekehren und als Stärke der Band Verlässlichkeit nennen. Wer sich als Fan das neueste Werk zulegt kann sicher sein, dass er damit genau das bekommt, was er von Meskil und Co. erwartet: Melodische Soli, heftige Doublebass Gewitter und das heftige Gebrüll des Frontmannes, der wie immer kein Blatt vor den Mund nimmt und weiterhin mit einer gewaltigen Wut im Bauch die Missstände dieser Welt anprangert.
Bereits seit mehr als 20 Jahren hauen uns Gary Meskil (Bass/Gesang), Marshall Stephens (Rhythmusgitarre), Adam Phillips (Leadgitarre) und Jonas Sanders (Schlagzeug) mit hübscher Regelmässigkeit immer wieder ein neues Pfund ins Gesicht! Mit verlässlicher Routine legen sie uns ziemlich genau alle zwei Jahre ein neues Album vor, diesmal heisst es «Voice of Rebellion», kaum dass sein Vorgänger von 2013, «An Réabhlóid Deiridh«, abgekühlt ist. Bei ihrer Diskografie variieren Mr. Meskil und seine Mitstreiter seit jeher allenfalls den Anteil von Hardcore und Thrash Metal, der bei «Voice Of Rebellion» wieder ziemlich eindeutig gegen letzteres tendiert und doch ergibt das Endergebnis immer «Pro-Pain» und ihre ureigene Definition von Metalcore bzw. Crossover. Das ist nun schon seit mittlerweile 23 Jahren so und wird sich in diesem Leben wohl auch nicht mehr ändern. «Voice of Rebellion» strotzt wieder nur so vor Meskils angepisstem Trademark-Pitbull-Gebrüll, rabiaten/groovigen Riffs und brutalem Doppelbass-Sperrfeuer, solange das Trommelfell mitmacht. Irgendwas regt den «Pro-Pain»-Mainman immer noch auf und er macht seinem Ärger in bewährter Manier, passioniert und mit dem gewohnten Nachdruck Luft.
«Pro-Pain» liefern mit gewohnter Konstanz und Qualität ab. Breitbeinig und erfahren zeigt «Onkel» Gary den Jungschwänzen, «wo der Bartl den Most holt» und da kann allerhöchstens die Speerspitze der jungen Garde mithalten. Abseits von Äusserlichkeiten wie Klamotten, aller Arten von Body Modifications und hippen Polit- und Lebenseinstellungen, präsentiert sich der Veteran glaubwürdig, authentisch und echt. Dies gilt sowohl für sich selbst als auch für seinen Sound. Wurden die letzten Kostproben allesamt bei V.O. Pulver im Little Greek-Studio aufgenommen, ging es diesmal nach Florida ins Sound Lounge, wo sich Mastermind-Gary mit Corey Williams selbst um die Produktion kümmerte. Herausgekommen sind 14 Songs voller Wut, knackiger Kost und derber Ausrichtung, die stellvertretender nicht hätten ausfallen können. Bereits der eröffnende Titeltrack walzt alles nieder, was ihm in die Quere kommt: «This is the Voice of Rebellion», bellt Meskil ins Mikrofon und das mit derart viel Schaum vorm Mund, dass einem Angst und Bange werden könnte. Aber Meskils markerschütterndes Organ ist nicht das Einzige, das bereits nach wenigen Sekunden nachhaltige Spuren hinterlässt. Auch im Schatten des garstig brüllenden HC-Stiernackens braut sich Gewaltiges zusammen. Faszinierend und fast schon beängstigend ist es, dass es Meskil schafft, das Niveau über fast die gesamt Spielzeit zu halten und trotz aller treibenden Power und beeindruckenden Härte auch für genügend Abwechlung und packend sägenden Groove zu sorgen.
Doch das ist erst der Anfang. Songs wie «No Fly Zone», «Souls On Fire» oder die wummernde HC-Punk-Breitseite «Take It To The Grave» stehen dem Einstiegsfeuerwerk in punkto Durchschlagskraft und Spielfreude in nichts nach. «Voice of Rebellion» verwöhnt uns mit straightem Hardcore-Thrash wie bei «Righteous Annihilation» und «Bella Morte» und leichten Punk-Einflüssen wie zum Beeispiel bei «Cognitive Dessonance». Überdies haben «Pro-Pain» auf diesem Album Songs im Repertoire, die lauter und gewaltiger denn je nachklingen, wie den Monster-Groover «Age Of Disgust» und dem völlig wahnsinnigen «Enraged». Die Wucht ist ansteckend, kalt wie eine Hundeschnauze und das Songmaterial wird nie langweilig. Das kontinuierliche Niveau, mit dem die New Yorker seit vielen Jahren ihre Unterfangen würzen, ist dieses mal rauer ausgefallen. Mit «Voice of Rebellion» ist es «Pro-Pain» tatsächlich wieder einmal gelungen, eine Schippe Härte mehr drauf zu bekommen, als noch auf dem schon recht derben Vorgänger, was aber dem gemeinen Fan nur recht sein dürfte. Die unbarmherzig fette Produktion von Corey Williams drückt einem diesen Meskilschen Wutbrocken jedenfalls ordnungsgemäss in die Kauleiste, so dass Fans ihre helle Freude haben dürften! So rattern halsbrecherische Riffs im Sekundentakt vom Stapel, während die Rhythmusfraktion gekonnt zwischen Uptempo-Ritten und pumpenden Groove-Einschüben pendelt. Und vorne wird geflucht, gegrunzt und gerotzt.
Letztendlich sei dahingestellt, ob «Pro-Pain» nun tatsächlich wie der Albumtitel vermuten lässt die «Stimme der Rebellion» sind. Inmitten aller zwingenden Kompromisslosigkeit sind die Tracks alle auf den Punkt gespielt und hauen ein ums andere Mal voll rein. Meskil gelingt ein homogenes Ganzes aus Hardcore, Thrash/Metal samt einer massiven Beimengung von fetten Grooves. Der Mastermind kommt aggressiv und straight rüber und man sollte ihm nicht blöd kommen. Schon gar nicht, wenn es um festgefahrene gesellschaftliche oder politische Ansichten geht, mit denen der Pro Pain-Chef schon immer auf Kriegsfuss steht. Dann gibts nämlich ordentlich einen auf den Latz – und zwar in Form von Musik. Insgesamt ist das 15. Studioalben der alten Hardcore-Recken eine sichere Sache und wird jedem Fan mächtig Spass machen. Den Preis für das innovativste Hardcore-Album werden «Pro-Pain» auch 2015 nicht gewinnen, doch ist schön, wenn man in der heutigen, sehr schnelllebigen Zeit noch solche Verlässlichkeiten hat, die auch in den nächsten Jahren noch hochwertige Qualität an den Tag legen werden. Auch wenn das Rezept ein mittlerweile über viele Jahre bewährtes ist, knallt es dennoch immer und immer wieder. «Voice of Rebellion» drückt ohne Ende und rockt wie Hölle und zwar von der ersten bis zur letzten Note! In your face!
Tracklist:
- Guth éirí amach
- Gan crios eitilte
- Neamhniú ceart
- Souls on Fire
- Tóg é go dtí an uaigh
- Aois an náire
- Bella Morte
- Easaontú Cognaíoch
- Blade Of Cursed
- Brúite go Dust
- Enraged
- Ifreann
- DNR (Ná Déan Athbheochan)
- Fuck an Saol seo
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