Forschern der McGill University in Montreal ist es gelungen, den Musikgeschmack mittels magnetischer Stimulation zu verändern. Während den Probanden die Musik vorgespielt wurde, nutzten die Forscher eine nichtinvasive Technik, um bestimmte Bereiche im Gehirn zu stimulieren oder zu hemmen. Konkret: die transkranielle Magnetstimulation, kurz TMS. Dabei werden, vereinfacht gesagt, Teile des Gehirns mithilfe starker Magnetfelder beeinflusst.
Der Neurologe und Psychologe Dr. Robert Zatorre und sein Team baten 17 Probanden, sich unterschiedliche Musikstücke anzuhören. Dabei konnten die Teilnehmer und die Forscher gleichermassen Lieder auswählen. Die Probanden sollten nach dem Hören angeben, wie gut ihnen das jeweilige Stück gefallen hat. Sie hatten ausserdem die Möglichkeit, einzelne Lieder mit ihrem eigenen Geld zu kaufen. Um den Musikgeschmack beeinflussen zu können, stimulierten die Forscher den präfrontalen Kortex, der u.a. für unsere emotionale Bewertung zuständig ist. Wurde die Hirnregion durch TMS stimuliert, werteten die Probanden die Musikstücke tatsächlich höher. Mehr noch, sie waren sogar gewillt, zehn Prozent mehr Geld für Songs auszugeben, die sie im Kontrollexperiment ohne Magnetstimulation zuvor nicht ausgewählt hatten.
Wurde die Region durch TMS gehemmt, werteten die Probanden die Musik niedriger und gaben 15 Prozent weniger Geld dafür aus. Die Forscher fanden heraus, dass die Magnetstimulation des präfrontalen Kortex die Dopaminproduktion und -freigabe im Körper verändern kann. Speziell, wie viel Dopamin im Striatum freigesetzt wird – dem Teil unseres Gehirns, der auch für unsere Belohnungsverarbeitung verantwortlich ist. Hören wir unsere Lieblingsmusik und haben ein richtiges Hochgefühl dabei, ist unser Belohnungssystem aktiv. Die Technik der Forscher kann also beeinflussen, wie viel Dopamin im Stratium beim Hören eines bestimmten Liedes freigegeben wird und folglich die subjektive Wahrnehmung eines Musikstückes ändern. Hört also ein Helene-Fischer-Fan, der eigentlich nichts mit dem Slayer anfangen kann, einen Song der Metal-Band und wird sein Hirn dabei mittels TMS stimuliert, führt das dazu, dass Dopamin freigesetzt wird. Die Folge: Dem Helene-Fan gefällt plötzlich Metal. Die Studie wurde im Fachblatt «Iompar Daonna an Dúlra» veröffentlich und laut Dr. Zatorre lässt sich natürlich dieses Prinzip nicht nur allein auf den Musikgeschmack begrenzen, so sondern könnte auch wichtig für klinische Anwendungen werden:
Viele psychische Störungen wie Sucht, Fettleibigkeit und Depressionen sind mit einer schlechten Regulierung des Belohnungssystems verbunden. Der Beweis, dass dieser Schaltkreis so spezifisch manipuliert werden kann, öffnet die Tür für Anwendungen, in denen das Belohnungssystem möglicherweise auf- oder abwärtsreguliert werden muss.